Reisebericht: Brocken

27.Mai 2015 +++ 10.36 Uhr +++ 1.125m +++ minus 2 Grad: Willkommen auf dem Brocken!

Es ist 8.55Uhr. Schnaufend macht sich der historische Dampfzug auf seinen Weg vom Bahnhof Wernigerode (234m) hinauf zum Bahnhof Brocken (1.125m). Für die Dampflok mit der Bezeichnung 99 7234 geht es jetzt in knapp einer Stunde und 40 Minuten 891 Meter bergauf. Dabei beginnt die Auffahrt recht gemütlich. Von Wernigerode aus über die Haltepunkte Westerntor, Hochschule Harz und Hasserode fährt der Zug teilweise straßenbahnähnlich durch enge Gassen und hält sogar an der Hochschule. Hinter Wernigerode geht es weiter auf den zur Harzquerbahn gehörenden Gleisen zum Bahnhof Steinerne Renne (311m), von wo an auch die Strecke steiler wird. Der nächste Bahnhof Drei Annen Hohne liegt bereits auf 540 Höhenmetern. Hier verlässt der Zug die Gleise der Harzquerbahn und fährt von nun an auf der eigentlichen 19km langen Strecke der Brockenbahn hinauf bis zum Bahnhof Brocken. Bis zum Halt in Schierke (685m) wechselt auch die Vegetation, die grünen Wiesen und Laubbäume weichen immer mehr einem Waldgebiet aus Nadelbäumen, durch das sich der Zug stetig hinauf schlängelt. Wo eben noch die Sonne einen Blick ins Tal ermöglichte, macht sich jetzt mehr und mehr ein immer dichter werdender Nebel breit. Zusammen mit dem Rauch der Dampflok und der karger werdenden Vegetation ergibt sich daraus eine sehr sagenhafte Atmosphäre. Diese wird durch die jetzt merkbar abnehmenden Temperaturen noch verstärkt. Im Vorbeifahren kann man nun die Bäume zählen, denn es werden immer weniger, bis sie fast ganz weg bleiben und nur noch moosartige Grasflächen und Gesteinsbrocken zu sehen sind. Es ist spürbar – der Bahnhof kann nicht mehr weit sein. Noch eine Kurve, dann hinter einem großen Stein wird ein Turm im Nebel sichtbar. Der Zug hat sein Ziel erreicht, er rollt in den Bahnhof in 1125 Meter Höhe ein. Der Brocken zeigt sich wie so oft auch heute von seiner gewohnten Seite. Es ist kalt, windig und die Sicht ist eher schlecht. Doch dann geht es alles sehr schnell. Für einen kurzen Augenblick reißt ein kleines Stück von der Wolkendecke und dem Nebel auf – so, als hätte es jemand um ein bis zwei Meter angehoben. In diesem kurzen Moment werden das Tal mit seinen gelben und grünen Farben und die roten Dächer von Wernigerode sichtbar. Doch das Schauspiel ist nur von kurzer Dauer und sogleich verdichtet sich der Nebel so stark, dass man sprichwörtlich seine Hand nicht mehr vor den Augen sehen kann. In dieser sehr unwirklichen Welt (minus 2 Grad zeigt das Thermometer am Bahnhof) hält man es nicht lange aus und so geht es nach einem kurzen Aufenthalt wieder Richtung Tal. Während der Zug ins Tal rollt, die Vegetation zunimmt und auch die Temperaturen ansteigen, merkt man auch wieder, dass es nicht mehr Winter, sondern Frühling ist. Und so rollt der Zug bei teilweise strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen seinem Endbahnhof in Wernigerode entgegen. Dort angekommen, muss man noch einmal einen Blick in Richtung des Berges werfen, der wie ein Mythos erscheint. Mal ist er zu sehen und mal nicht, wie lange das jeweilige Spiel dauert, weiß keiner. Nur eins bleibt. Die Erinnerung an eine ereignisreiche Zugfahrt auf einen sagenumwobenen Berg – den Brocken. Dies muss man einfach miterlebt haben.

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